zum Thema - Hafer

Hafer war der Treibstoff vor der Motorisierung. Als Futter für Transport- und Militärpferde war er unerlässlich. An vielen Börsen gehörten daher Haferspekulationen zu den häufigsten Geschäften.

Merkmale
Hafer gehört zu der Familie der Süßgräser (Poaceae). Die Pflanze wird 0,6 bis 1,5 m hoch. Hafer unterscheidet sich von unseren anderen Getreidearten in der Form des Fruchtstandes. Dieser ist als Rispe und nicht als Ähre ausgebildet.

3 Minuten Info

Hafer (Avena sativa)

Nutzung
Ernährungsphysiologisch ist Hafer die hochwertigste Getreideart, die in Mitteleuropa angebaut wird. Indem die Körner entspelzt und nicht geschält werden, bleiben die Vitamine der äußeren Kornschicht erhalten. Allerdings sind die Körner infolge des geringen Kleberanteils zur Herstellung von Brot kaum geeignet. Nach dem Entspelzen, Schälen und Trocknen dienen die Körner in gewalzter Form als Haferflocken für die menschliche Ernährung. Sie sind leicht verdaulich, können roh oder gekocht verzehrt werden und lassen sich zu Hafergrütze oder Hafermehl zum Beispiel zur Herstellung von Backwaren verarbeiten. Der überwiegende Anteil der Haferproduktion wird jedoch an Pferde, Rinder oder Geflügel verfüttert. Der hohe Rohfaseranteil der Körner macht sie für die Verfütterung an Schweine ungeeignet.

Geschichte
In den altertümlichen Getreidefunden taucht Hafer nie in Reinform, sondern immer als Beimengung auf. Dies lässt den Schluss zu, dass Hafer zunächst als Beigras auf Gersten- und Weizenfeldern wuchs. Er wird somit zu den  sekundären Kulturpflanzen gezählt. Um ca. 5.000 v. Chr. sind die ältesten Nutzungsnachweise von Hafer in Polen und der nördlichen Schwarzmeerregion zu finden. Die ersten Nutzungsbelege in Mitteleuropa lassen sich auf 2.400 v. Chr. datieren. Ab dem Hochmittelalter ist Hafer in Mittelgebirgslagen eine bedeutende Feldfrucht, die erst durch die Einführung der Kartoffel ihre Stellung verlor. Bereits Germanen schätzten den Hafer. Die Römer bezeichneten die Germanen verächtlich als Haferfresser. Noch 1939 rangierte Hafer in der weltweiten Bedeutung nach Weizen und Mais an dritter Stelle der Getreidearten. In Deutschland war Hafer bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Roggen die wichtigste Getreideart. Heute jedoch spielt der Haferanbau für Deutschland keine wichtige Rolle mehr. Hafer wurde hierzulande von den Brotgetreiden Roggen und Weizen größtenteils verdrängt.

Anbau
Hafer bevorzugt ein gemäßigtes Klima mit hohen Niederschlägen. Seine Ansprüche an den Boden sind gering. Hafer wird nur als Sommerform angebaut und im Frühjahr ausgesät. Die Ernte findet ab Mitte August statt. Unter den Getreidearten gilt Hafer als „Gesundungsfrucht“, da sich viele Getreideschädlinge in ihm nicht vermehren. Die Durchschnittserträge stagnieren bei ca. 50 dt/ha, da Hafer züchterisch kaum bearbeitet wird. Aus diesem Grund ist der Anbau von Hafer für Landwirte ökonomisch wenig interessant. Hafer steht in der Systematik relativ weit entfernt zu den anderen Getreidearten. Dies zeigt sich schon in der Rispenform seines Fruchtstandes. Die Haferkörner sind fest mit den Spelzen umschlossen. Durch den Drusch lassen sie sich nicht voneinander trennen. Für die Verwendung der Haferkörner in der menschlichen Ernährung müssen die Spelzen entfernt werden, als Futtergetreide können sie am Korn bleiben. Neben den bespelzten Sorten gibt es auch „Nackthafer“ ohne Spelzen. Wichtige Anbaugebiete sind die Mittelgebirge, das Alpenvorland und die Küstenregionen. Weltweit wird Hafer besonders in den nordischen Ländern angebaut.

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